So gefreut – und so enttäuscht.

Da habe ich Euch ja vor einigen Tagen voller Stolz erzählt, dass es endlich von Kolja Kleeberg ein neues Kochbuch gibt. Ich habe es wirklich sofort bestellt und es kam nun an diesem Wochenende. Da ich schon wieder mal mit einem grippalen Infekt das Bett hüten muss, war das natürlich eine tolle Ablenkung. Wirklich glücklich nahm ich mein edles Kolja-Kochbuch in die Arme, mit aufs Krankenlager und begann darin zu blättern.

Wie soll ich es Euch nur sagen? Ich habe es postwendend wieder zurückgeschickt.

Ich besitze nun schon eine ganze Reihe an Kochbüchern von hochkarätigen Köchen. Man kann daraus wirklich nur bedingt die Rezepte nachkochen. Das will ich auch nicht, denn für mich sind die Rezepte dieser Top-Köche erstens Unterhaltung auf höchstem Niveau und zweitens Inspiration. Diese Kreativität und Kunst der Kompositionen beeindrucken mich immer wieder. Klar kann man für sein eigenes Kochen Ideen daraus ziehen und auch einzelne Dinge ausprobieren. Z.B. die Eiscremes von Dieter Müller sind immer genial! In der Regel koche ich aber die Rezepte nie so komplett nach.

An Kolja’s Werk störte mich also weniger die Tatsache, dass ich aus diesem Kochbuch nichts nachkochen würde. Nein es waren ganz andere Punkte. Die Inhalte des Kochbuchs waren so ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Stichwort: Das Fernsehen verdirbt! Ich hatte so ein Bild, dass der Kolja voll auf meiner Wellenlänge schwimmt – kulinarisch und stilistisch zumindest. Das ist mal ein ganz Besonderer, dachte ich mir. Aber diese Vorstellung habe ich in seinem Kochbuch so gar nicht wieder gefunden. (Anmerkung: Christian, wir können demnächst in Berlin doch wo anders Essen gehen!)

Das Buch ist einfach dazu da, für das VAU – sein Restaurant in Berlin – platt und wenig intelligent zu werben. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist mir für ein solches – doch nicht gerade günstiges (fast 60 €) – Kochbuch zu wenig. Insbesondere einem Kochbuch, das von einem kreativen Menschen, der er ja eigentlich sein sollte, verantwortet wird. Dazu kommt, dass die Speisen mich auch wirklich nicht angemacht haben. Was nicht nur an dem Übermaß an Gerichten mit Innereien – meine Leidenschaft 🙂 – igitt – lag. Ich fand es schlichtweg öde.

Angegeben waren auch Zubereitungszeiten. Die Dauer hat mich sehr verwirrt. Denn Gerichte, die z.B. mit nur 1 1/2 Stunden Zubereitungszeit veranschlagt waren, und die ich überfolgen habe, kann man, so denke ich, auch ohne Probleme in der Hälfte der Zeit realisieren. Sah vielleicht dann nur zu leicht für Herrn Kleeberg oder seinen Lektor aus. Keine Ahnung.

Die Regel der Zubereitungszeiten im gesamten Buch sind aber mehr als 3 Stunden. D.h. auch so 4 Stunden und 2 Nächte Kühlzeit oder so. Bei diesen Gerichten steht dann auch, dass es doch bei dieser Zubereitszeit besser wäre, gleich ins VAU Essen zu gehen. Und das steht da nicht nur einmal. …. Schlechter Witz, wenn ich ein Kochbuch für fast 60 € kaufe. Finde ich zumindest. Was soll diese Arroganz. Wir wissen schon, dass Sterneköche Götter sind und es besser können als wir unwissenden Hobbyköche: Keine Angst. Übrigens gute Hobbyköche gehen auch sehr gerne sehr gut im Restaurant essen – also vergrault sie besser nicht mit solchen Sprüchen. Wir wissen nämlich auch, dass solche Speisen zum großen Teil sehr lange Zubereitungszeiten haben.

Nun ist es wieder weg, das Kochbuch von Kolja. Tja schade, Kolja – ein Fan weniger.

Melanie
Melanie

Ich bin die Gastgeberin von Blanda’s, dem Weblog für „Inside Outside Living“, Lifestyle und Dekoration in Wohnung und Garten, gutes Essen und stilvolle Gastlichkeit. Und schreibe hier seit 2007 über Dinge, die ich liebe.

11 Comments
  • herbert
    Posted at 19:01h, 02 April Antworten

    Scheinbar ein Beweis, dass es gar nicht so einfach ist, ein Kochbuch zu schreiben.
    Wenn es als Werbung fürs eigene Lokal gedacht ist, dann ist der Aufwand wohl viel zu hoch.

  • BerlinKitchen
    Posted at 19:38h, 02 April Antworten

    “ Bei diesen Gerichten steht dann auch, dass es doch bei dieser Zubereitszeit besser wäre, gleich ins VAU Essen zu gehen. Und das steht da nicht nur einmal“

    Unglaublich, eine Frechheit!

    Übrigens, hier ein kleiner Geheimtipp, aber wahrscheinlich kennst Du die Kochbücher schon, „Mit Liebe, Lust und Thymian“ bzw. „Mit einer Prise Leidenschaft. Ein Kochbuch für zwei, die sich mögen“ von Elfie Casty.

    Halt die Ohren steif,
    Martin

  • Bolli
    Posted at 09:12h, 03 April Antworten

    hhhmm, das hört sich ja nicht so gut an.
    leider haben die bei Collection R. Heyne keine Leseprobe, diese langen Garzeiten und die Innereien schrecken mich auch nicht ab, aber ich hätte halt gerne gewusst, ob da ein paar interessante Rezpte drin sind.
    Haben aus dieser Collection eigentlich alle Bücher, ist das Buch vergleichbar mit dem vom King?
    Na ja, ein Kochbuch ist ja irgendwie immer Werbung für das Restaurant, und, selbst Dieter Müller schreibt in seinen Bücher zwischen den Linien, dass man das bei ihm essen sollte.
    Ich weiss, dass Ihr in D. oft abgeschreckt seid durch die nicht zu bekommenen Zutaten, die es bei mir allerdings gibt, war das der Fall? Ich meine hat er bouquets oder Langoustines verwendet? Kalbskopf?
    Auch wenn ich das Buch nicht zu zahlen habe, wenn’s nicht so prickelnd ist……

  • Bolli
    Posted at 09:14h, 03 April Antworten

    Kleiner Nachtrag:

    der Artikel in der Welt liest sich ganz gut…

    Starkoch Kolja Kleeberg lässt sich in die Seele blicken
    Kolja Kleeberg ist ein Glücksfall für die Kochszene und für die Berliner Musikliebhaber, die ihn zu gerne singen hören – mit Kochlöffeln in der Hand. Ja, er hat wirklich eine grandiose Stimme, und es gehört schon zur guten Tradition, dass der „Kölsche Jung“ Kleeberg sie in Berliner Hotellobbys zu späterer Stunde und in kleinerem Kreis erhebt.

    Der Spitzenkoch und Chef des Gourmet-Restaurants „Vau“ an der Jägerstraße, der wegen seines Spitzbartes optisch an d’Artagnan von den drei Musketieren erinnert, hat jetzt sein neues Nachschlagewerk „Vau – Das Kochbuch“ veröffentlicht, das 58 Euro kostet (416 Seiten, 112 Fotos, Collection Rolf Heyne). Mit vielen Rezepten, die für Kleeberg das Fenster in den Kopf und das Herz eines Koches darstellen. Sehr hilfreich sind die Rezepte für Entenjus, Kalbsjus und Lammjus, Kalbsfond und Krustentierfond – schließlich sind sie oft die Basis für ein Menü und ohne Anleitung schwierig herzustellen. Des Weiteren finden sich in dem Buch Ideen für Vorspeisen (rosa gebratener Kalbsrücken mit Imperial Kaviar), Zwischengänge (geröstete Grießsuppe mit Pancetta), Hauptspeisen (Allerlei von der Bressetaube mit Kopfsalat), Desserts (etwa die Zubereitung von Mini-Berlinern!) und Amuse-Bouches (kleinere Leckereien vorweg).

    Übrigens: Kleeberg wurde nicht auf den Vornamen Kolja getauft, sondern auf Gerhard Nikolaus. Kolja ist die russische Abkürzung für Nikolaus. mut

  • Melanie
    Posted at 11:43h, 03 April Antworten

    @Bolli, das mit dem Nikolaus, weiß ich natürlich. Er hat aber schon recht, dass er sich Kolja nennt, finde ich. Stimmt, die Welt hat die besten Rezepte rausgesucht :-). Die Gerichte, die er bei Kerner kocht – also viel mehr die Art der Zusammenstellung – hat mir dort einfach immer sehr gut gefallen. Und das ist in diesem Buch so ganz anders. Klar aufwendiger – das ist logo, aber so ein ganz anderer Stil. Das ist z.B. bei Frau Poletto anders. Sie macht ihren Stil von einfach bei Kerner bis aufwendig im Restaurant. Das finde ich toll. Man weiß immer, stimmt das ist Poletto-like.

    Außerdem: Ist ja auch alles immer Geschmackssache. Vielleicht findest Du das Buch ja geil. Ich finde es er hat es sich ein bißchen zu leicht gemacht. Und bei Herrn Müller kommt das einfach besser rüber, wenn er schreibt, das essen sie einfach besser bei mir selbst. Das ist mehr mit so einem Augenzwinkern.

  • Melanie
    Posted at 11:45h, 03 April Antworten

    @ Martin: Deine Geheimtipps kenne ich diesmal nicht – muss ja gleich mal gucken….Tipps sind immer gut. Denn Kochbücher habe ich ja noch gar keine 🙂

  • Bolli
    Posted at 12:21h, 03 April Antworten

    Melanie, ich hab’s bestellt, kann Dir dann Anfang nächster Woche mehr sagen.
    Wie findest Du dann das Buch von King? Der Sylter Koch.

    Und, habe ich diese Woche erhalten, „Typisch Deutsch“ von Bourgueil, ist echt nett!!! Und nachkochbar.

    Na ja, der Kolja kommt wie ich aus Lindenthal, da muss man das Buc h einfach kaufen!!! Und, der Lindenthaler an sich ist schon mal leicht überheblich, bin mir sicher,d ass der aus der Decksteiner Ecke kommt, die KÖlner werden es kapieren….

  • Melanie
    Posted at 14:55h, 03 April Antworten

    Bolli, King ist super. Das Kochbuch steht schon länger auf meiner Wunschliste bei Amazon. Na, nun ist ja dank Kolja, der Nikolaus heißt, Budget frei geworden… Ich finde allein die Bilder super klasse. Außerdem machen seine Fischgerichte echt Lust aufs Nachkochen.

    Typisch Deutsch kenn ich noch nicht. Klingt aber nicht schlecht.

    Lindenthal – ist das das Pinneberg von Köln oder eher das Eppendorf von Köln.

  • BerlinKitchen
    Posted at 15:06h, 03 April Antworten

    Das Buch vom Sylter-Koch King ist ein Highlight! Vielleicht sogar das schönste Kochbuch 2007.

  • BerlinKitchen
    Posted at 15:12h, 03 April Antworten

    Übrigens, ich habe vor kurzem das Kochbuch „Schnelle Sterneküche“ von Gordon Ramsay in der Hand gehabt. Mamma mia, echt pille palle! Wahrscheinlich für Engländer konzipiert, die nur fish&chips essen…….

  • Bolli
    Posted at 20:47h, 04 April Antworten

    Ouff, Eppendorf und Harvestehude zusammen!!!!Aber Deckstein ist eher neureich….Ihgitt!!

    Ja, das King Buch ist super, neben schönen Fischrezepten auch einfach Sachen wie Gurkensalat! Wenn Du das Dieter Müller Buch magst, dann wirst Du es lieben!

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