Köstlichkeiten, die Oma noch kannte

Ein Gastbeitrag

Wer kennt noch den „Zwölfbürgener Dauerstollen“ – leider ohne Foto.

Um diese mecklenburg-vorpommersche Spezialität ranken sich die wildesten Gerüchte. Als sicher bekannt können nur die beiden Hauptzutaten Hefe und Safran gelten. Auch die bis in unsere Tage überlieferte Backzeit von angeblich 13 Monaten ist nach Meinung moderner Backwissenschaftler ins Reich der Fabel zu verweisen. Aktuelle Technologien wie zum Beispiel der haushaltseigene Umluftherd würden es heute glücklicherweise ermöglichen, die Backzeit auf Energie sparende fünf Tage zu begrenzen.

Der Zwölfbürgener Dauerstollen war jedoch nicht nur eine schmackhafte Beilage zum nicht minder berühmten Zwölfbürgener Brennnesseltee. Im Dreißigjährigen Krieg diente die Köstlichkeit auch als handliche Schlag- und Hiebwaffe, nachdem die Bauern ihr gesamtes Arbeitsgerät der Obrigkeit überlassen mussten.

1596 schließlich verbot Markgraf Ferdinand der Verweichlichte die Herstellung des Zwölfbürgener Dauerstollens, nachdem angeblich einer seiner Jagdhunde von einem herunterfallenden Brösel erschlagen wurde. In bislang noch unbewiesenem Zusammenhang steht der Zwölfbürgener Dauerstollen mit der Ermordung des ungarischen Thronfolgers in Österreich 1914 und des daraus resultierenden Ersten Weltkriegs. Literarisch findet der Zwölfbürgener Dauerstollen in anerkannten historischen Quellen durchgehend Erwähnung. Auch in den kolonialen Kriegswirren 1914-18 gelangte die ostpreußische Spezialität zu zweifelhaftem Ruhm. Es sei erinnert an den „Zwölfbürgener Durchschuss“, den Vorläufer des amerikanischen Donuts. An die „Zwölfbürgener Stangenfehde“ erinnert heute noch das französische Stangenweißbrot, auch „Flûte“ genannt.

Auf Grund all dieser peinlichen Ereignisse spalteten sich in der ausgehenden Renaissance fünf der zwölf Dörfer von der Gemeinschaft ab. Die Region trägt seither den Namen Siebenbürgen. Nach vielen Jahren der Völkerwanderung rotteten sich die „Fünf Abtrünnigen“, wie die Geschichtsbücher sie nennen, zusammen und gründeten Tallahassee, die oft verleugnete Hauptstadt des heutigen US-Bundesstaates Florida (nicht Miami, wie viele meinen!). Reste des viel besungenen Zwölfbürgener Dauerstollens, der 1892 von Heinrich Schliemann bei Ausgrabungen in Mittelitalien gefunden wurde, können heute im NASA-Museum für Weltraumtechnik und Aeronautik besichtigt werden.

Weitere Spezialitäten aus früherer Zeit, die unverständlicherweise in Vergessenheit gerieten:

Wieslocher Wunderstange (auch „Wundersame Wieslocher Stange“): anderes Wort für Lakritz. In manchen Gegenden des Bayrischen Walds auch „Wieslocher Starres Gebälk“ genannt.

Graubündener Eiskanone: wie Kartoffeln mit Speck, stattdessen mit Eis.

Salzburger Überraschungsspritzler: so geheim, dass keiner Näheres weiß.

Staufener Feuerstövchen: lokale Variante der spanischen Paella. In kleinen, aber scharfen
Portionen flambiert serviert.

Odenwälder Wucherung: Sauerkrautauflauf, versetzt mit geriebener Schwarzwurst und Hefe.

Posener Steinkuchen: schwerer Marmorkuchen. Schwimmt nicht in Milch.

Neubrandenburgische Altherrentorte: schichtweise aufgebauter Kräuterkuchen mit Minze, Salbei und Brennnesseln. Mit Fruchtstärke stabilisiert.

Darmstädter Dosenfutter: eingebüchste belegte Brötchen.

Freundlicher Fruchtzwerg: nackte kalte Banane, kurz in warmer Himbeersoße gestippt.

Züngelnder Zisterzienser: schwerer roter Rebensaft. Weingut möchte nicht genannt werden.

Nullinger Nihilisten-Nektar: leichter, fast farbloser Dessertwein für Autofahrer aus
Bad Nulling an der Nulle. Wird gern mit Raffaello gereicht.

Landshuter Schleudertrauma (auch „Ruhe vor dem Sturm“): alkohol- und koffeinhaltiges Stimmungsgetränk. Wird vorwiegend mit Röhrchen serviert. Hauptbestandteile: Kirschsaft und stilles Mineralwasser. Kann auch intravenös verabreicht werden.

Knackiger Doppelzüngler: Portion Würstchen, bestehend aus exakt zwei Frankfurtern.

Teutoburger Kissenschlacht: Erdbeertorte ohne Boden, auch „Schengener Sauerei“ genannt. In Bayern: „Zwieseler Erzürnnis“.

Lothringer Schabernack: wie Berliner, aber Füllung außen. Auch bekannt als „Badisches Baguette-Inferno“. Delikatesse.

Stoischer Schlappen (auch „Schüchterner im Schlafrock“): zart ummantelte Weißwurst, in ägyptischem Honig gewendet.

Meuchelnder Heckenschütze: heiße Milch mit Honig plus 1 Schuss Wodka.

Forchheimer Flocken: flambiertes Müsli, mit unkoscherem Fleisch angereichert. Wird meist abends gegessen. Auch „Göteborger Gastspiel“ genannt, da die Mahlzeit unverdaut wieder ausgeschieden wird.

Bad Vilbeler Nasenzötel: Salzstangen, durch die Nase eingeführt. Auch bekannt als „Bad Salzuflener Stangenscherz“. Nicht zu verwechseln mit der ->Wieslocher Wunderstange.

Gestiefelter Kater: doppeltes Doppelbockbier, serviert mit zwei Doppelkorn.

Sterbender Schwan: veraltet für Birne Helene.

Russische Strafkolonie: zwölf ->Gestiefelte Kater in Folge getrunken.

Vertigo (sprich: Wöhrtiegoh): zwölf ->Russische Strafkolonien in Folge getrunken. In Österreich auch „Judgement Day“ genannt.

Klaffender Benediktiner: ein halbes Vollkornbrötchen mit Mettwurst bestrichen, ohne Butter und ohne Zwiebelringe. Die Wurst darf auf keinen Fall frisch sein.

Pochender Pulsschlag: kochend heißer Malven-Tee, mit Tabasco zersetzt. Muss sprudeln. Wird meist zum ->Klaffenden Benediktiner gereicht.

Dröger Prammel: in Magdeburg gebräuchlicher Name für Strammer Max, allerdings ohne Ei und mit längs halbierten Wiener Würstchen, mit polnischem Käse überbacken.

Melanie
Melanie

Ich bin die Gastgeberin von Blanda’s, dem Weblog für „Inside Outside Living“, Lifestyle und Dekoration in Wohnung und Garten, gutes Essen und stilvolle Gastlichkeit. Und schreibe hier seit 2007 über Dinge, die ich liebe.

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