Endlich: Unser Besuch bei Juan Amador in Langen

Das war ein Abend! Anlässlich meines Geburtstags und ein paar anderer Anlässe beruflicher Natur habe ich schon vor Wochen einen Tisch im Amador in Langen reserviert. Am Dienstag war es dann soweit: Wir speisten bei Juan Amador!

Und es war wirklich ein Erlebnis. Zur Feier des Tages gönnten wir uns das komplette Menü: inkl. der Tapas waren das 21 Gänge. Auf den ersten Blick denkt man bei dem Menü-Preis von 169 €/Person ohne Getränke – holla das ist aber viel Geld. Ich muss aber sagen, das ist es absolut wert. Wenn man den Aufwand bedenkt, der hinter jedem dieser Gänge steckt, und die Menge an Köchen und Servicepersonal, die für dieses Ergebnis arbeiten, ist das angemessen.

Amador ist einer der kreativsten Köche in Deutschland und arbeitet sehr viel mit Zubereitungsarten der Molekularküche (Schäumen, Gelieren, Gefrieren & Co.). Und so war auch wirklich jeder der Gänge eine Geschmacksüberraschung. Wahnsinnige Kombinationen und Texturen gepaart mit neuen und ungewöhnlichen Geschmackskompositionen. Bis auf wirklich nur einen Gang hat mir persönlich alles super gut geschmeckt.

Ein Highlight war z.B. die Mieral-Taube mit gelierter Kokosmilch, Mango & Purple Curry. Die Taube war so zart. Dazu die gelierten Kokosmilchwürfel – einfach toll.

Oder die Rouget Barbet (Rotbarbe) mit Spinat, Kaffeesauce und Passionsfrucht. Der Spinat war wie eine kleine Lasagne gestapelt. Dazwischen lang ganz dünner getrockneter, knuspriger Schinken. Alleine das war total lecker. Der Fisch hatte natürlich den perfekten Garpunkt – selbstverständlich.

Endlich: Unser Besuch bei Juan Amador in Langen Allgemein

Die Hauptspeise: Das Müritz-Lamm wurde in zwei Gängen präsentiert. Die habe ich oben gar nicht einzeln aufgezählt. Der erste Teil davon war der Lammnacken süss-sauer mit Rhabarber & Rauch. Das Gericht kam unter einer Glasglocke und wurde erst am Tisch geöffnet. So bekam man das Raucharoma und dem Dampf live mit. Gegessen wurde dieser Gang mit einer Zange. Der Rhabarber war karamellisiert und hing in dünnen Streifen an einer Art stylischer Wäscheleine. Man sollte immer ein Stück Rhabarber und ein Stück Lamm abwechselnd essen. Köstlich.

Auch die Tapas vorne weg waren sehr erlebnisreich. So gab es einen „Strammen Max“ in Textur. Das war ein kleines Röhrchen das drei verschiedene Flüssigkeiten enthielt. In einem Zug sollte man das Röhrchen aussaugen – und es schmeckte wie ein kompletter „Strammer Max“. Zu Beginn gab es ein Rote Beete Gazpacho mit Buttermilchschaum. Vorab sollte man eine kleine Blüte (irgendwie ein Kressegewächs aus Fernost) kauen. Diese war erst bitter und dann bitzelte es im Mund. Dazu trank man dann das Gazpacho. Der Hammer. Die Rote Beete war erst total intensiv und dann hatte man plötzlich ein total sauberes, neutrales Gefühl im Mund. Klingt komisch – war aber genau so. Es gab auch noch Vinaigrette „En Cocoon“ – eine Art Zuckerwatteballen, den man ganz in den Mund nahm, sich dann aus einer Pipette Olivenöl hinterher in den Mund spritzte und vorsichtig kaute. In der Watte war denn eine gelee-artige Vinaigrette. Irre!

Das Dessert kam auch wieder in zwei Gängen: „Die schöne Helene 2008“. Im ersten Gang kam ein Teller mit drei oder vier Variationen in Schokolade, dann sollte man zum Neutralisieren eine Art Birnenschaum mit geliertem und geeistem Birnenmus trinken, und im zweiten Teil gab es dann die Birnenvariationen. Wahnsinn. Am geilsten fand ich die kleinen Gelkügelchen aus Schokolade und Krokant mit Birnenluft darauf. Ich sage Euch – zum Niederknien.

Ich könnte noch Tage erzählen. Aber zum Ende verrate ich auch noch, welchen Gang ich ganz furchtbar fand: Er hieß Meerrettich & Rote Beete und kam mit den Dessert-Tapas. Es war ein gelierter Würfel aus weißer Schokolade mit Wasabi, umhüllt mit einem fritierten oder schock-gefrorenen Rote-Beete-Blatt. Puhhhh das war überhaupt nicht mein Fall.

Ach, noch etwas: Es gab eine Wasserkarte, die ein Buch war. Alle Wässer wurden genau erklärt. Die Flasche des Wassers, das wir getrunken haben, habe ich mitgenommen. Ich glaube, sie ist von Calvin Klein designt worden. Das Menü im Amador wechselt fließend. Etwa alle drei Monate ist das Menü komplett neu.

Melanie
Melanie

Ich bin die Gastgeberin von Blanda’s, dem Weblog für „Inside Outside Living“, Lifestyle und Dekoration in Wohnung und Garten, gutes Essen und stilvolle Gastlichkeit. Und schreibe hier seit 2007 über Dinge, die ich liebe.

20 Comments
  • BerlinKitchen
    Posted at 16:31h, 20 März Antworten

    WOW, toll zu lesen! HAPPY BIRTHDAY……….nachträglich. 🙂

    Fein, fein, man merkt das Du mit einer gewissen Neugierde und Offenheit dieses Restaurant besucht hast und das ist bei dieser Küche sehr wichtig.
    Wie sagte doch vor kurzem Carlo Petrini von slowfood über die Küche von Ferran Adrià, „Im El Bulli zu essen ist wie Kindergeburtstag“

    Schönes Osterfest,
    Martin

  • Bolli
    Posted at 17:11h, 20 März Antworten

    Genial!

    Wenn Langen nicht so völlig fern ab vom Schuss wäre, wäre ich dort auch schon gewesen!

    Das mit der Wasserkarte hat er von Colette….die beste Wasserbar der Welt, http://www.colette.fr
    das gefällt Martin zwar nicht ganz so gut, aber, ich finde das ganz gut! Mittags kann man sich ja nicht mit Wein vollschütten….

  • BerlinKitchen
    Posted at 17:21h, 20 März Antworten

    Wirklich, das kann man nicht Bolli?! Na, danach ist der Nachmittag doch so viel beschwingter……. 😉

    Übrigens, ein gutes Mineralwasser weiß ich auch zu schätzen, z.B. das VOSS aus Norwegen.

    http://www.norway.org.uk/business/news/voss.htm

    Habe ich zuletzt wieder in meinem Lieblings-Club „Puro Beach“ auf Mallorca getrunken.

    http://www.purohotel.com/

  • Melanie
    Posted at 18:12h, 20 März Antworten

    Danke für die Glückwünsche :-). Stimmt aber, man muss da einfach ganz offen rangehen, sonst hat man keinen Spaß dabei. Das Publikum war übrigens total gemischt. Also auch so Leute wie wir… grins. Die Wasserkarte war wirklich geil. Das teuerste Wasser war das mit den Swarovski-Steine für 62 €. Das haben wir aber nicht genommen – total verrückt. VOSS kenne ich auch – sehr geil. Ich fotografiere mal das Wasser, das wir hatten und blogge es morgen.
    Tja, die Steigerung ist jetzt wohl Bulli Adria oder Blumenthal/Fat Duck…

    Nun zum Thema Wein: Wein muss einfach sein!!!! Wir sitzen hier in Baden – hier geht nix ohne Wein! Hier gibt es tolle Weingüter. Das heißt für Euch Berliner: Berlin – Langen – Baden und zurück! Wäre doch mal eine tolle Tour.

  • Melanie
    Posted at 18:13h, 20 März Antworten

    Und das AMADOR-Kochbuch habe ich natürlich auch… Das wird nun in Angriff genommen.

  • BerlinKitchen
    Posted at 18:39h, 20 März Antworten

    “ Berlin – Langen – Baden und zurück! Wäre doch mal eine tolle Tour“

    Ja, das hört sich gut an! Zudem hat mich der Winzer J. Heger gebeten doch mal auf seinem Weingut vorbeizuschauen.

    Ebenfalls sollte man das Rest. „NOMA“ in Kopenhagen besuchen. Meine Freunde in Kopenhagen schwärmen von diesem Restaurant und auch Siebeck hat schon gesagt, daß alle dt. Köche bei René Redzepi in die Lehre gehen sollten.

    Hier übrigens ein paar schöne Bilder vom Noma und Fat Duck.

    http://verygoodfood.wordpress.com/tag/noma/

    http://verygoodfood.wordpress.com/tag/fat-duck/

  • fressack
    Posted at 01:24h, 21 März Antworten

    Ha, ich glaube ich habe ein neues Feld für Beschimpfungen entdeckt: die Wassertrinker.
    Dass Du, Martin, mit Deiner wunderbaren Weinseite ausgerechnet auf die VOSS-Plörre abfährst, die nichts als ein cleverer Marketingtrick ist, enttäuscht mich. Du wirst am 19.April nur Hassia bekommen oder besser ganz auf Wasser verzichten.

  • BerlinKitchen
    Posted at 10:29h, 21 März Antworten

    :)))

    Louie, ich geb es gerne zu, ich bin sehr empfänglich für puristisches Design und für alles was aus Skandinavien kommt.

    Schönes Osterfest,
    Martin

  • fressack
    Posted at 12:01h, 21 März Antworten

    Dann bekommst Du von mir echtes Berger Leitungswasser in der Ike*-Karaffe.
    Kostet nur wenig mehr als unser Sprudel.

  • Olaf
    Posted at 14:44h, 21 März Antworten

    @BerlinKitchen: Sorry, dass Deine Kommentare in Teilen in der Warteschlange landen. Ich denke, es liegt an den Links in den Kommentaren. Kann man das irgendwie einstellen?

    Ausserdem: Hier in Baden gibt es eine ganze Menge toller Weingüter. Heger und Dr.Huber sind bundesweit bekannt und haben auch wirklich gute Weissweine…. aber ein paar nette kleine Winzer sollte man sich dann doch mal anschaun‘.

    Schöners Osterfest
    Olaf

  • BerlinKitchen
    Posted at 21:13h, 21 März Antworten

    Hallo Olaf,

    ja, ich glaube auch es liegt an den links!

    Besuchen sollte man auf jeden Fall auch das Weingut R&C Schneider, die machen hervorragende Weißburgunder, Ruländer und Spätburgunder.

    Frohe Ostern,
    Martin

  • Barbara
    Posted at 23:53h, 21 März Antworten

    Wow, toller Bericht, die Schilderung liest sich richtig gut.

    Ich dachte immer, man müsste monatelang vorbuchen, das hat mich bisher abgeschreckt… Wart Ihr mittags dort oder warum ging das so schnell?

  • Bolli
    Posted at 09:19h, 24 März Antworten

    Baden reizt mich dann schon wesentlich mehr als Amador, muss ich zugeben………..

    Liegt auch näher, und, ja ja, Heger, da werde ich schwach!

    Fressack, servier‘ Martin Leitungswasser aus der Ikeakararffe, wo er sich aus nordicher Designfreak und Wassertrinker geoutet hat…..

    Ich stehe auf Chateaudun, hört sich an wie Wein, ist aber Wasser aus der Auvergne…….

  • Melanie
    Posted at 08:54h, 25 März Antworten

    @Barbara:
    Ich habe bereits Ende Januar reserviert. Ein bisschen Vorlauf braucht es leider schon. Wir waren am Abend dort. Das finde ich irgendwie auch für ein solches Menü schöner als am Mittag. Denn man sitzt immerhin 4 Stunden am Tisch.

  • Barbara
    Posted at 07:01h, 26 März Antworten

    Januar bis März geht eigentlich. 🙂

  • Melanie
    Posted at 09:44h, 26 März Antworten

    Da hast Du eigentlich recht. Und das sogar am Abend!

  • j.a.
    Posted at 01:40h, 15 April Antworten

    Hallo!

    Vielen Dank für den netten Bericht & weiterhin viel Leidenschaft beim kochen!

    mdbg
    j.a.

  • Melanie
    Posted at 08:45h, 15 April Antworten

    Hallo j.a. – Sie sind es wirklich! Vielen Dank für den Kommentar. Ich bin im Glück. Herzlichen nach Langen Gruß Melanie

  • Christian
    Posted at 12:47h, 30 Juli Antworten

    Ihr spannender Bericht hat mir großen Appetit bereitet!
    Ich war auch schon bei Juan Amador und habe die vielen verschiedenen Geschmackserlebnisse dort ebenfalls sehr genossen.

    Zum Thema Wein und Wasser: die Weine aus den Restaurant von Juan Amador gibt es inzwischen auch zum zuhause trinken.
    Hier der Link: http://www.amadoro.de

    Weinversand von Juan Amador

    Weiterhin einen guten Appetit!
    Christian

  • Pingback:LIZ: Ein neues hessisches Design-Mineralwasser soll die Gastronomie erobern | neue/ess/klasse
    Posted at 15:34h, 11 Februar Antworten

    […] dazu bewegt, hier über LIZ zu posten: Hassia hat den Sterne-Sterne-Sterne-Koch, Juan Amador, einer meiner Lieblingsköche, zur Verstärkung an Bord geholt. Kein schlechter Schachzug. Ich bin gespannt, wann mir LIZ das […]

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