Manchmal komme ich in den Genuss, ein Kochbuch zur Rezension gesandt zu bekommen. Diesmal von einem kleinen Kochbuchverlag aus Hamburg, dem 99pages Verlag. Das Kochbuch heißt „Vegetarisch für Fleischesser“ mit Rezepten von Bernd Arold, einem ungewöhnlichen Koch-„Rocker“, Lebenskünstler und Ex-Kollegen von Stefan Marquard, der auch im TV hin und wieder aufkocht. Da ich mir für 2013 vorgenommen habe, meinen Fleischkonsum noch mehr einzuschränken, aber einen großen Fleischfreund als Partner habe, den es natürlich auch erfolgreich zu bekochen gilt, bin ich exakt die Zielgruppe für dieses Kochbuch.
Das Kochbuch „Vegetarisch für Fleischesser“ promoted die flexitarane Küche. Dieser neue Begriff kommt aus Amerika und bedeutet, „jeder am Tisch kommt zu seinem Recht. Ob eingefleischter Vegetarier oder leidenschaftlicher Fleischesser“. Das Neue dabei: Das vegetarische Gericht ist der Hero und wird elegant und wohlschmeckend durch die Fleisch-Beilage ergänzt. Ein sehr guter Ansatz, finde ich!
Im Buch gibt es somit vegetarische Rezepte zu Vorspeisen, Pasta, Hauptgängen und Desserts sowie allgemeine Rezepte zu Rind, Geflügel, Fisch, Lamm und Schwein, auf die dann in den vegetarischen Rezepten verwiesen wird. Die Rezepte haben sofort meine Kochneugierde geweckt, obwohl die einzelnen Zutaten sich wie ein bunter Blumenstrauß lesen: „Passt das überhaupt?“, war häufig meine spontane Fragestellung zu den einzelnen Rezepten, die neben der Beschreibung mit Songtiteln benannt sind. So ging’s an den Herd:
Einmach-Shitake-Ananas-Kaffee-Tagliatelle („No woman no cry/Bob Marley“)
Zutaten für 4 Portionen (die Angabe habe ich zwar nicht im Buch gefunden, aber es passt)
Für den Pasta-Teig
4 Bio-Eier
400g Weizenmehl
20g Butter
2 Zweige Estragon
2 Knoblauchzehen
1 Essl. Tandoori-Gewürz
Salz
Für das Ragout
100g Shitake-Pilze gewürfelt (habe etwas mehr genommen => 150g)
1/4 frische Ananas gewürfelt (ich habe eine nicht so süße Ananas verwandt und die Menge leicht reduziert)
1 Zweig Estragon
1/4 Sellerieknolle gewürfelt
1 rote Zwiebel (fein gewürfelt)
je 100ml Ananassaft und Bitter Lemon
1 Teel. Currypulver
2 Essl. Rapsöl
Salz und Zucker zum Abschmecken
Zur Veredlung der Pasta
2 Essl löslichen Kaffee (gibt es als Portionspäckchen – Ihr braucht fast zwei Stück)
4 Essl. Frischkäse (= 1 ganzes Päckchen)
Schale einer Limette – oder Zitrone
4 Einmachgläser zum Servieren
Zubereitung
Für den Pastateig die Butter mit dem Estragon und den angedrückten Knoblauchzehen in einem kleinen Topf aufkochen lassen. Das Mehl, die Eier, eine Prise Salz und das Tandoori-Gewürz in eine Küchenmaschine geben. Die Butter durch ein Sieb dazugeben. Estragon und Knoblauch entsorgen, die haben ihren Job getan. Die Zutaten in der Maschine zu einem Teig verarbeiten und anschließen noch mit der Hand zu einem homogenen Teig durchkneten. Den Teig in eine Klarsichtfolie wickeln und im Kühlschrank mindestens 20 Minuten ruhen lassen. Mit der Nudelmaschine (oder natürlich auch per Hand) Tagliatelle produzieren. Die Nudeln auf einem Tablett mit Mehl oder Hartweizengrieß bestreut 30 Minuten trocknen lassen. Wenn Ihr keine eigene Pasta machen wollt, könnte man natürlich auch einfache gekaufte Tagliatelle verwenden.
Für das Ragout: Die roten Zwiebelwürfel in einer Pfanne in etwas Pflanzenöl (z.B. Rapsöl) anschwitzen, Selleriewürfel dazu und danach die Shitake-Pilz-Würfel und Ananaswürfel zugeben. Mit etwas Salz und Zucker würzen sowie mit dem Ananassaft und Bitter Lemon ablöschen. Das ganze 10 Minuten leicht köcheln lassen und zum Schluss mit Curry-Pulver abschmecken. In der Rezeptbeschreibung blieb der zweite Estragon irgendwie auf der Strecke. Ich habe ihn dann kleingeschnitten am Ende unter die Pilzmischung gehoben und ein wenig Estragon zur Verzierung im Weckglas benutzt.
Die selbstgemachten Tagliatelle in gesalzenem Wasser bissfest kochen. Danach die Nudeln in eine große Pfanne geben und einfach mit dem Frischkäse, löslichen Kaffee und der Limettenschale (ich hatte nur Zitronenschale – geht auch wunderbar) mischen. Evtl. mit Salz und Zucker würzen – war bei mir gar nicht nötig. Die Nudeln danach in den vier Einmachgläsern verteilen, darauf die Pilz-Sellerie-Ananas-Mischung geben, ein wenig Estragon darauf und das Einmachglas verschießen. Kurz durchziehen lassen und servieren.
Für meinen Fleischfan habe ich noch ein Rinderfiletsteak dazu angebraten und dann langsam im Ofen auf 100 Grad medium durchziehen lassen, zum Schluss nur mit Salz und Pfeffer gewürzt.
Wie war‘?
Was soll ich sagen: Es hat genial geschmeckt. Eines der besten Rezepte, die ich in letzter Zeit nachgekocht habe! Allein die Pasta mit dem Frischkäse, Kaffee und der Limette schmeckt köstlich! Das hätte ich nicht gedacht, dass das mit dem löslichen Kaffee so gut kommt. Ich werde also sicherlich noch einige Rezepte aus diesem Kochbuch nachkochen, denn ich bin echt begeistert. Infos folgen hier.
Allerdings finde ich, dass sich das Kochbuch nicht für Kochanfänger eignet, denn klassische Angaben wie z.B. Zubereitungszeiten insgesamt fehlen und man muss auch teilweise etwas mitdenken. Das fällt sicherlich Kocherfahrenen leichter. Die Rezepte bedürfen auch etwas Vorbereitung, da einige Zutaten nicht ganz so üblich sind: schwarzer Rettich, Bio-Rosenblüten, Verbena, Kaktus aus dem Glas oder Meeresbohnen. Das macht die Rezepte aber auch gerade so reizvoll. Bernd Arold arbeitet außerdem mit vielen Obst- und Gemüsesäften, die sehr schmackhafte Saucen hervorzaubern – s. Rezept oben. Insgesamt ein tolles, ungewöhnliches Kochbuch, das man nur weiterempfehlen kann.
3 Comments
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Posted at 11:40h, 18 Februar[…] ich Gäste und da gab es eins meiner neuen Lieblingsgerichte, über das ich bereits gebloggt habe: Einmach-Shitake-Ananas-Kaffee-Tagliatelle. Statt meines üblichen Tüten-Tandoori-Gewürzes aus dem Asia-Laden habe ich für die Tagliatelle, […]
Manuel
Posted at 16:30h, 08 NovemberDas hört sich ja spannend an. “Vegetarisch für Fleischesser” und die flexitaranische Küche. So ganz ist das Konzept allerdings nicht zu durchschauen. Irgendwie beißt es sich dennoch beides Fleisch mit vegetarischen Gerichten zu kombinieren. Ein echter Vegetarier wird damit immer seine Probleme haben, ob man das gutheißen kann, ist eine andere Sache. Man sollte schon flexibel und willig sein andere Eigenarten zu akzeptieren – auch in der Küche. Wie die Autorin selbst schon sagte: passt das überhaupt? Es scheint gewöhnungsbedürftig, doch sind das nicht viele Speisen? Wer in der Küche auf Ignoranz setzt, dem werden viele kulinarische Genüsse auf immer und ewig verschlossen bleiben. Wie im Leben, so gilt es auch in der Küche Offenheit und Unvoreingenommenheit an den Tag zu legen. Nur so lässt sich das Facettenreichtum der kulinarischen Welt doch wirklich erkunden.